Veränderungen von sozialen Systemen wie Familiensystemen sind immer Selbstveränderungen. Auch dies ist eine zentrale Annahme des systemischen Denkens. Sie lassen sich nicht von außen „anordnen“ oder gar erzwingen. Eine sozialpädagogische Familien- oder Erziehungshilfe kann deshalb stets nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. Auch deshalb ist die konstruktive Zusammenarbeit mit Eltern so wichtig.
SIT setzt dafür an den Beziehungen und Beziehungsmustern an – nicht an Personen und Persönlichkeitsmerkmalen. Die Grundannahme ist, dass Eltern prinzipiell gute und aktive Eltern sein wollen. Denn gelingt dies nicht, so liegt es oftmals gar nicht an ihnen. Vielmehr sind Eltern nicht selten selbst Betroffene. Sie erleben eine Eigendynamik in der Familie (oder zwischen der Familie und ihrer sozialen Umwelt), der sie sich hilflos ausgesetzt fühlen, deren Ursachen für sie intransparent bleiben oder die zu durchbrechen sie sich allein außerstande sehen. Dies zu erkennen, sichtbar zu machen und zu verstehen gilt als wichtiger Schritt zur Aktivierung von Eltern zur selbständigen, verantwortlichen Lösung innerfamiliärer Probleme.
Auf dem Weg dorthin ist es vor allem erforderlich, zunächst die Ängste und Nöte der Eltern kennenzulernen, ihre Sorgen, ihren Ärger oder auch ihre Wut. Denn es sind Emotionen wie diese, mit deren Hilfe Probleme rund um die Familie von ihnen zumeist „verarbeitet“ werden. Sie begleiten die Wahrnehmung und beeinflussen maßgeblich das Verhalten – auch wenn das nicht immer hilfreich ist. Für die systemische Interaktionstherapie und -beratung (SIT) sind die vorhandenen Emotionen daher zentral: sie sind bedeutsame sachliche Bezugsgrößen für jede Unterstützung von außen. Darüber hinaus kanalisieren sie auch die Bereitschaft von Eltern, sich für diese Unterstützung überhaupt gewinnen zu lassen. Nur wenn die „Realitäten“ der Eltern, ihr Selbstbild und ihre Emotionen ernstgenommen und zur Grundlage des Hilfeprozesses gemacht werden, kann dieser Erfolg haben.
Daneben ist für den SIT-Ansatz die Einsicht wesentlich, dass (erwünschte oder unerwünschte) Besonderheiten des Verhaltens insbesondere Resultate von Beziehungen sind. Und das heißt: elterliches Verhalten kann durchaus auch eine Folge der Beziehungsdynamik zu möglichen Berater:innen sein. Diese haben daher davon auszugehen, dass ihr eigenes Verhalten mitursächlich ist für das der Eltern.
Sachfragen münden auf diese Weise in Haltungsfragen, auch das zeichnet die Systemische Interaktionstherapie und -beratung aus.
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